Hallo liebe Tantriker und Tantrika, hallo ,

Was mich bewegt…

ist meine Fähigkeit mich intensiv beim Genervtsein zu beobachten, ohne am Grund meines Leidens einen erleichternden Einfluss zu nehmen.
Die Rede ist von Prokrastination. Was sich anhört wie die kleine Schwester einer schweinischen Sexpraktik ist nichts anderes als wissenschaftlich bestätigte Aufschieberitis vom Feinsten. Nach jahrelanger Selbstbeobachtung ist mir das Tal und auch die Endphase dieser selbstauferlegten Folter wohlbekannt.
Es gibt etwas zu tun und ohne Not es gleich angehen zu müssen wird es verschoben.
So lange bis es so unendlich dringend und wichtig wird es genau jetzt zu tun, wenn Schlimmeres und Unangenehmes noch verhindert werden soll. Aber auch dann wird weiter aufgeschoben, bis die Energie sehr hoch ist und alles Andere zurückstehen muss, um evtl. noch rechtzeitig fertig zu werden... oder es eben auch nicht mehr zu schaffen.

Ehe ich mich endlich an diesen Artikel setzte vergingen drei Tage des wohlüberlegten Aufschubes. Ähnliches passierte mir in der letzten Woche schon mit meinen wöchentlichen, geschäftlichen Überweisungen, der steuerrelevanten Buchhaltung und einem wirklich dringenden Telefonat. Nach dem Motto „wenn es nicht die letzte Minute gäbe, würde nie was fertig“ schiebe ich unbeliebte Arbeiten und komplizierte Dinge gerne immer mal wieder nach hinten und suche mir vermeintlich auch wichtigere Taten aus, die ich stattdessen zuerst erledige.
Dieser Selbstbetrug funktioniert sogar dann noch, wenn ich mir längst auf die Schliche gekommen bin und mein eigenes Spiel offenen Auges durchschaue.
Wer kennt nicht das schlechte Gewissen, wenn eine Mahnung oder ein Finanzamtsschreiben wiederholt zum Aufraffen und zu schneller Erledigung des Unbeliebten auffordern.

Ich bevorzuge zu meiner Verteidigung zunächst mal das Gute im Üblen zu sehen, denn tagelang bin ich dadurch in hoher Aufmerksamkeit, verpasse keinen Moment meines bedauernswerten Zustandes - so richtig genießen kann ich die schönen Dinge, die ich inzwischen tun möchte dadurch nicht in Gänze - aber es hält mich auf erstaunliche Weise im Hier und Jetzt, indem ich versuche etwas zu verdrängen, was unaufhaltsam dringlicher wird. Immerhin bin ich dadurch präsent, auch wenn der Preis dafür fraglich hoch ist und nach einer tantrischen Übung ruft.

Ein weiterer betrachtungswerterAspekt ist das, was inzwischen um mich rum passiert.
Wochen- und monatelang aufgeschobene Dinge werden ihrerseits nun von mir als so wichtig eingestuft, dass sie unbedingt vor dem grade unangenehmeren Damoklesschwert erledigt werden müssen, ehe ich das Dringlichste und Unangenehmste endlich angehe.
Stattdessen werden Schubladen aufgeräumt, Wäscheberge zusammengelegt, Blumen gegossen, Altpapier sortiert, Freunde angerufen und Katzen ausgiebigst gestreichelt. Alles ist gut genug meinem Unterbewusstsein als Übersprungshandlung zu dienen.
Ähnlich unbeherrschten Selbstbeschiss kenne ich nur noch beim Naschen von ungesundem Süsskram oder Verdrängen von täglicher nötiger Bewegung, da aber weit weniger folgenschwer im Stresslevel des direkt Straffolgenden, sondern eher langfristig unangenehm.

Prokrastination ist nicht nur ärgerlich weil stimmungsdrückend, sondern auch sehr karmisch, genau deshalb findet es hier seinen Platz.
Was und wie ich denke bestimmt mein Handeln und wird zu meinen Taten oder eben Nichttaten. Daraus wird mein Lebensstil und meine langfristige Selbstfürsorge, am Ende sogar mein Lebensweg und Schicksal.
Ich erschaffe meine Welt durch mein Tun und Sein mit den Dingen und Energien.
Mit dem Aufschieben entsteht stärker werdender Druck, der sich entlädt oder in Wohlgefallen auflöst - denn wer nicht entscheidet für den entscheidet das Leben eben irgendwann gradlinig - ohne dass derjenige dann noch selbst Einfluss nehmen kann.
Will ich mein Leben von einem Sachverhalt ins Unvermeidliche gängeln lassen oder will ich nicht lieber sebstbestimmende Herrin der Lage sein und bleiben?
Meine Ausrede mich eben lieber vom Dharma leben lassen zu wollen ist in diesem Moment zu fadenscheinig und hilft mir nicht weiter, denn ich habe mich stattdessen entschieden dieses Dilemma anzugehen. Ich sitze nicht in Nepal auf einem Berg unter einem Baum, sondern bin steuerpflichtiger, verkehrsteilnehmender, arbeitender und wohnender Mensch mitten in Deutschland.
Bedrückende, dauerhaft bestehende Situationen sind nicht nur Stimmungskiller, sondern auch Krankheitsbringer. Das Leben und ich sind im Widerstand des Notwendigen - woher auch immer es kommen mag - erwachsen fühlt es sich nicht an, eher beschämend, getrieben und bedrängend. Was ich tue will ich freiwillig und gerne tun, ohne mich als jammerndes Opfer meines misslungenen Stressmenagementes zu inszenieren.
Befragte Fachliteratur nennt als Gründe der Aufschieberitis mangelndes Selbstvertrauen, Ablenkung, Überlastung, fehlende Kompetenz und kreative Blockaden.
Ich überlege kurz und beschließe - hab ich nicht!
Keine der oben genannten Scheußlichkeiten ist dran Schuld. Ich fühle mich voller Vertrauen in meine Kreativität und Kompetenz, bin weder überlastet noch dauerhaft abgelenkt.
Ich hab einfach keine Böcke, pflege Schlendrian, will was Lebendigeres und habe keine Lust auf einen vorgegebenen Zeitplan, wenn es auch anders geht. Amanhā - verschieben auf morgen - wie wunderbar keine Energie zu investieren, wenn da nur nicht dieser schlimme und wachsende, stressige Termindruck wäre, der mir den inneren Frieden nimmt.
Weil ich nicht einverstanden bin mit meinem eigenen faulen Selbst sitze ich ständig über mich zu Gericht und verderbe mir die kostbare Lebenszeit - so bescheuert will doch keiner dauerhaft sein! Es spricht also vieles dafür, dass Tantriker auch diese Widerstände auflösen wollen und gegen ein Mitschwingen und leichtes Fließen eintauschen, das um soviel mehr Energie befreit und generiert für Dinge die wirklich Freude bringen und Wohlgefühl auslösen.
Ein Ankommen aus dem Tun zum Sein, das nur dadurch entsteht die Dinge ständig zu verschieben, hat mit Loslassen so viel zu tun wie freiwilliges Meditieren mit dem Ärgern über tägliches Warten im Verkehrsstau.

Ein Freund sagte, als er hörte über was ich schreiben möchte: „Am Besten, man tut es einfach! Wochenlang hab ich mich gedrückt und dann dachte ich, so, ich gebe mir jetzt einen Ruck, jetzt tue ich es und bin es los - wie befreiend - warum habe ich nur so lange gewartet.“
Ja warum nur....
Eine gute Erklärung ist, dass ungeliebte, furchteinflössende oder komplizierte Dinge mit hoher Widerstandsenergie eben so viel Energie als Gegenüber brauchen, um bewältigt zu werden. Diese sammelt sich schlimmstenfalls erst durch Prokrastination an, ehe sie ausreicht den Sprung über das innere Hindernis zu schaffen.
Durch was wir die Energie bekommen ist im Tantra gleichgültig - Hauptsache wir haben und nutzen sie - soweit die Lehre. Daraus muss doch auch in Alltag was zu machen sein!
Ich beschließe also ich brauche höhere Energie und suche mir aus, was ich von Fall zu Fall nutzen könnte, wenn ich nicht weiter aufschieben will.
Disziplin wäre toll - wohl dem, der diese abrufen kann, wann er möchte - er hat das Problem dann erst gar nicht. Auch da gehen wir tantrisch den Weg zwischen Disziplin und Freiheit.
Ich übe also meine Freiheit zu nutzen mich zur Disziplin zu rufen.
Mit etwas Anstrengung gelingt es mir, dank meiner großen Portion Lebensenergie, wenn der innere Schweinehund gerade sein Nickerchen macht.

Fachliteratur empfiehlt sich zu belohnen und positive Anreize zu setzen für nach der Bewältigung, oder sich gar selbst dafür zu bestrafen, wenn es nicht bald gelingt, was sich bei mir beides nicht als effektiv rausstellt, weil ich meinem inneren Manipulator dann einfach den Stinkefinger zeige und erst Recht in Streik trete. Bei mir muss es ohne die Schwarzweiss-Malerei von Bestrafung oder Laisser-faire gehen!

Drei Dinge halte ich für möglich und experimentiere damit:
1) Genutztes Momentum - Ich bringe mich in hohe (Energie-) Bewegung und gehe direkt aus dieser zur unliebsamen Tätigkeit über ohne mir die Zeit zu geben mich selbst auszubremsen. Funktioniert prächtig an Tagen mit eh schon erhöhter Energie, nach gutem Sex, mit transformierter Wut und nach dem Sport.
2) Schatzsuche der Herausforderung - ich bin neugierig und selbstverliebt - wäre doch gelacht, wenn ich das nicht könnte! Ich lächle in den Spiegel und finde mich toll und auch das was ich alles hinbekomme. Posing für die plakative Selbstliebe - so finde ich mich geil, selbst bei der Buchhaltung. Ich bin ein Gewinner, auch heute! Passt, denn die bewältigte Aufgabe gibt mir Recht.
3) Mut zur Lücke - ich fang jetzt sofort an, ziehe es durch oder rufe augenblicklich Hilfe und stehe zu meiner Unzulänglichkeit das Ganze abgeben zu wollen, damit ich endlich innerlich wieder frei für Anderes bin und mich nicht dauernd knechten muss! Ich bilde z.B. ein „TEAM“: „Toll-Ein-Anderer-Macht’s“!
Funktioniert mit Momentum, Narzissmus und Abgeben ganz gut und wird genutzt, so lange ich noch oder mal wieder nicht für den Königsweg bereit bin.
Coaches, Steuerberater, Reinigungshilfen, Bürofachkräfte und Fitnesstrainer verdanken ihre Jobs diesen Überlebensmassnahmen des Schweinehundes und wollen auch gut leben.

Mein Freund ist - ohne weiter drüber nachzudenken - ganz nah am tantrischen Königsweg dran. „Es einfach tun“ - ja, das könnte die Lösung sein und ebenso „es einfach lassen“, wenn es nicht passt und das mit aller Konsequenz, die daraus entstehen wird.
Nichts dagegen zu haben hier zu sitzen und den Newsletter zu schreiben läßt ihn in Windeseile fertig werden, auch wenn vorhin mehrere Anrufer als Komplizen meines Unterbewusstseins versuchten mich davon abzubringen.
Schreiben ist doch das, was ich will und was ich kann. Tschaka! Geschafft!
Und jetzt stehe ich gleich auf und habe leider keinen Grund mehr stattdessen drückebergermässig die Spülmaschine auszuräumen.
Entweder ich warte damit auf den energetisch richtigen Moment zu dem es leicht geht, oder bis was Schlimmeres auftaucht vor dem ich mich durch Spülmaschine ausräumen drücken will oder ich beschließe eben auch dieses endlich gerne zu tun.
Ich bin nach dem wirklich langen Lockdown dankbar für meine Arbeit und habe die Freiheit zu beschließen, was ich bei ihr fühlen und denken möchte und wann es in aller Freiheit Zeit ist, sie zu beenden, wenn ich sie nicht mehr mit Liebe, wacher Beobachtungsgabe und tantrischer Neugier betrachten kann.

❤️lichst
Michaela Faridéh

Das Programm von ANIMA*TANTRA im Mai

	Spiele und Erkenntnisübungen für Einsteiger mit Vorkenntnissen 5. Mai 2022 19.30 Uhr - 23.00 Uhr Sinnlicher Abend Tantra darf gemeinsam mit Anderen ganz spielerisch und lachend Dein Weg werden und die Welt Deine Komfortzone -> Mehr Info und Online-Anmeldung
	Eine Herausforderung des roten Tantra von Saranam und Michaela Faridéh 11. Mai 2022 18.00 Uhr - 15. Mai 2022 20.00 Uhr Red Ganesha for Kingsters Die mystische Hochzeit - das zentrale Element der tantrischen Vereiningung ist Motor und Schlüssel zur umfassenden Liebe und universelle Verbindung der Erfüllung -> Mehr Info und Online-Anmeldung  !! an diesem Seminar können noch 2 tantraerfahrene Shivas teilnehmen !!!
	Training für Körpergeschmeidigkeit, geistige Wendigkeit und Lustdisziplin 17. Mai 2022 19.00 Uhr - 22.00 Uhr Anima*Tantra*Yoga Freudig und ekstatisch in Körper und Geist, Herz und Sexzentrum widmen wir uns der rottantrischen Übungspraxis mit uns selbst -> Mehr Info und Online-Anmeldung
	Achtsamer Einstieg ins tantrische Sein für Singles, Paare und Polybeziehungen 18. Mai 2022 19.30 Uhr - 23.00 Uhr Herzenslustabend Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne - eine heilsame und heilige Annäherung durch die Rituale und Werkzeuge der neotantrischen Praxis -> Mehr Info und Online-Anmeldung
	Sanfter Einstieg ins Rote Tantra für neotantrisch Praktizierende 24. Mai 2022 19.30 Uhr - 23.00 Uhr Ganesha Patala Die rituell-sexuelle Begegnung steht im Fokus rottantrischer Praxis - hier lernst Du die wichtigsten Basics der disziplinierten Freiheit -> Mehr Info und Online-Anmeldung
	Individuelles Berührungsritual für Übende und Genießer 26. Mai 2022 19.30 Uhr - 23.00 Uhr Tantrisches Massage-Rendezvous Wundervoll in Zärtlichkeit und Lust, zur Stärkung der Paarenergie und Freude an Zwei- oder Dreisamkeit durch individuelle Massagezeit im geschmückten Tantratempel -> Mehr Info und Online-Anmeldung

 

   Vorschau auf alle ANIMA*TANTRA Veranstaltungen im Juni

*ANIMAYA*-Übungsgruppe   am 01.06. - Sinnlich-Bizarres  aus Tantra & BDSM
Sinnlicher Abend   am 02.06. - Spiele und Erkenntnisübungen für Einsteiger mit Vorkenntnissen
Massageoase    am 03.06. - wahrhaftige Begegnung und Berührung üben in der Gruppe
Fraueninsel   am 07.06. - Meditation, Rederunde und tantrische Übungen unter Frauen
Tantrische Tore    am 08.06. - Lectures und schöne Übungen zur tantrischen Philosophie
Herzenslustabend   am 15.06. - Meditationen, tantrische Rituale und Spiele für Einsteiger
Red Ganesha   am 22.06. - Rituelle Übungen und Begegnungen des Rote Tantra nach Andro
Paarabend Amor&Psyche   am 23.06. - stärkende Werkzeuge der Paar- und Liebesenergie
YinYang-Massage Einführungswochende   vom 24. - 26.06. mit Cornelia Almeida Lavor
Tantracouchpotato   am 25.06. - gemütliches Beisammensein, Austausch und Kuschelnest
ANIMA*TANTRA*YOGA   am  28.06.- Tantrisches Training für Körper- und Lustdisziplin

_________________________________________________________________________________________

Das nächste herznahe Seminar von ANIMA*TANTRA  

Red Ganesha for Kingsters